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Auf dem Schirm:

Versteckte Verbräuche

Moin, liebe Kundinnen und Kunden,
liebes Hennigsdorf,

während draußen noch die letzten warmen Septembertage locken, schaue ich vom Bildschirm auf die Verbrauchsdiagramme der vergangenen Monate. Was da zu sehen ist, lässt jeden Energieversorger hellhörig werden: Der Sommer 2025 hielt einige Überraschungen bereit, die uns zeigen, wie sehr sich das Wetter auf unseren Energieverbrauch auswirkt – auch wenn wir es gar nicht bemerken.

Über den Autor

Christoph Schneider leitet die Stadtwerke Hennigsdorf – und teilt hier Gedanken aus dem Alltag eines modernen Versorgers: ehrlich, nah dran und mit Blick auf die Zukunftsthemen unserer Branche – von Versorgungssicherheit über Klimaschutz bis zur Digitalisierung.

Wenn die Nächte kälter sind als erwartet
Eigentlich sollten Juli und August die wärmsten Monate des Jahres sein. Doch was wir dieses Jahr erlebt haben, war alles andere als gewöhnlich. Bereits im Juni gab es in Hennigsdorf an bis zu zehn Tagen Temperaturen deutlich unter dem langjährigen Mittel von circa 14 Grad. Teilweise sanken die nächtlichen Werte auf nur 8 Grad ab, während tagsüber fast 28 Grad gemessen wurden. Diese enormen Temperatursprünge – manchmal über 20 Grad Unterschied zwischen Tag und Nacht – sind für unsere Heizgewohnheiten problematischer als manch einem bewusst ist.

Deutschlandweit war dies sogar in den Folgemonaten noch drastischer. Der Juli machte seinem Ruf als „Schaukelsommer” alle Ehre: Nach dem deutschlandweiten Hitzerekord von 39,3 Grad am 2. Juli in Andernach folgte eine drastische Abkühlung, die darin gipfelte, dass zum Ende der ersten Dekade überhaupt keine Sommertage mehr registriert wurden. Besonders bemerkenswert war der 10. Juli mit nächtlichen 3,5 Grad in Teilen Deutschlands – das ist Februar-Wetter mitten im Hochsommer. Auch der August überraschte mit einer ungewöhnlichen Wetterlage: Zwischen dem 21. und 25. August führte hochreichende Polarluft an den Alpen sogar zu Bodenfrost. Wer hätte das gedacht? Eiskristalle auf dem Gras, während andernorts noch Sommerhitze herrschte.

Die versteckten Verbraucher in unseren Kellern
Warum erzähle ich Ihnen das alles? Ganz einfach: Während wir im Dezember durchaus damit rechnen, dass die Heizung läuft, sind Verbräuche im Sommer oft versteckte Verbraucher. Viele Heizungsanlagen werden nämlich gar nicht vollständig abgeschaltet. Es soll schließlich früh am Morgen im Bad oder auf den kalten Küchenfliesen angenehm warm sein. Diese Entscheidung liegt oft beim Vermieter, der gerade bei einer älteren Mieterschaft ungern auf eine vollständige Abschaltung setzt. Fehlende Wärme bedeutet eben auch fehlenden Komfort – und auf diesen kleinen Luxus möchte man dann doch nicht verzichten.

Auch bei uns in Hennigsdorf war das deutlich zu spüren: Der Energieverbrauch stieg in diesem Jahr immer wieder an, vor allem nachts. In der Rückschau sehen wir, dass die nächtlichen Tiefsttemperaturen an vielen einzelnen Tagen von Juni bis Mitte September deutlich unter dem gewohnten Maß lagen. Was tagsüber wie ein milder Sommertag daherkam, wurde nachts dann doch mitunter eine kühle Herausforderung.

Das Ergebnis? Unser gemessener Fernwärmeverbrauch lag allein im Juni etwa 60 Prozent über unserer ursprünglichen Prognose. Das klingt dramatisch, relativiert sich aber schnell: Mit 1 Gigawattstunde Mehrverbrauch ist die Abweichung bezogen auf unser Betriebsjahr von etwa 105 GWh durchaus überschaubar. Es zeigt aber, wie sensibel unser Energiebedarf auf scheinbar kleine Wetterkapriolen reagiert.

Das Dilemma mit der Kristallkugel bis 2045
Damit sind wir beim eigentlichen Kern des Problems: Wie plant man eigentlich eine klimaneutrale Energieversorgung bis 2045, wenn das Wetter immer unberechenbarer wird? Das ist die Millionen-Euro-Frage, die nicht nur uns Stadtwerke umtreibt, sondern jeden, der sich Gedanken über seine künftige Wärmeversorgung macht.

Als Referenz dient uns bisher das langjährige Mittel der vergangenen 20 Jahre. Das Jahr 2021 lag ziemlich genau bei diesem langjährigen Mittel. Doch das war gefühlt für alle ein sehr kaltes Jahr mit langen Wintermonaten und vielen frostigen Tagen. Doch schauen wir auf die Folgejahre 2022 bis 2024, aber auch die Jahre vor 2021, sieht es schon ganz anders aus. Diese waren eher überdurchschnittlich warm, mit deutlich geringeren Verbräuchen als erwartet.

Die Frage, die Sie sich im Kleinen für Ihre Mietwohnung oder Ihr Familienhaus stellen, ist im Großen auch unsere: Womit rechnet man eigentlich in den nächsten Jahren? Wie groß muss die Heizung dimensioniert werden? Wieviel Gas-, Strom- oder Fernwärmeverbrauch muss eingeplant werden? Und – ganz praktisch – reicht es noch aus, ein statistisch durchschnittliches Jahr als Planungsgrundlage zu nehmen, das Wetterexperten als „normal” bezeichnen?

Fahrt auf Sicht statt Kristallkugel
Die ehrliche Antwort lautet: Wir wissen es nicht genau. Alle Klimamodelle deuten zwar auf eine grundsätzliche Erwärmung hin, doch diese geht paradoxerweise mit häufigeren Extremwetterereignissen einher. Das können sowohl längere Hitzeperioden als auch unerwartete Kältephasen sein – wie wir sie in diesem Sommer erlebt haben.

Deshalb setzen wir vorläufig auf die „Fahrt auf Sicht“: Wir schreiben unsere Pläne alle fünf Jahre fort und erweitern unsere Annahmen Jahr für Jahr. Das ist nicht die eleganteste Lösung, aber die ehrlichste. Denn mit Klimaveränderungen gehen nachweislich Wetterphasen einher, die alle langfristigen Planungen zumindest kurzfristig zunichtemachen können.

Was können Sie selbst tun?
Für Sie als Verbraucher heißt das: Gelegentlich die eigene Heizung zu überprüfen und Thermostate bewusst zu regeln, kann helfen, versteckte Kosten zu reduzieren. Den einen Morgen mit kalten Füßen in der Dusche dürfte man durchaus aushalten können.

Am Ende heißt es für uns alle: flexibel Verbleiben und genau  hinzuschauen, wenn etwas anders läuft als gewohnt. Denn eines ist sicher: Das Wetter wird auch in Zukunft für Überraschungen sorgen – und wir werden lernen müssen, damit umzugehen.

In diesem Sinne: Bleiben Sie warm – aber auch wachsam!

Ihr Christoph Schneider
Geschäftsführer Stadtwerke Hennigsdorf
Energie von hier und Marktgeflüster – unsere Kolumne bringt’s auf den Schirm.

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